Diverse Teile Berlins wehren sich ja immer noch standhaft gegen eine zuwanderungsbedingte Preiserhöhung (diesmal sind aber nicht die Flüchtlinge schuld, sondern die internen Migranten aus dem Süden, bin ja auch einer) und können deshalb auch noch gute Preise halten, selbst am Prenzlauer Berg.
Doch auch in Berlin wird an der Preisschraube fleißig gedreht. Natürlich gibt es weiterhin preiswerte Lokalitäten, aber die meisten lassen etwas an Charme und Qualität zu wünschen übrig. Ich zeig euch mal, wo ihr in Pberg immer noch günstig genießen oder einkaufen könnt und wo man gerne länger verweilen mag.
Die folgenden Tipps sind mir während meines einjährigen Aufenthalts in Berlin sehr ans Herz gewachsen und wurden von mir dementsprechend frequentiert.

Der Hahn ist tot

Unser Café
Kopfgeldjäger – Nein sie haben es nicht auf Deinen Skalp abgesehen und auch nicht auf Dein Geld. Das Besondere an den Kopfgeldjägern ist, dass sie gar nicht besonders sind und man nicht gleich auf Anhieb darauf kommt, dass es sich um einen Friseurladen handeln könnte. Die Einrichtung ist Berlin-typisch cool und die Musik ansprechend laut. Jeder Schnitt kostet 20,- Euro, ob Männchen, Frauchen oder Kind. Es funktioniert ganz einfach. Man geht rein, zieht eine Nummer und wartet bis die Nummer aufgerufen wird. Meine Empfehlung: bring ein Buch mit und/oder hol Dir einen Kaffee und/oder was Süßes von einem nahegelegenen Café. Die gibt’s in der Stargader Straße wie Sand am Meer.
Meine Empfehlung: ein frischer Haarschnitt (20,- €)
W – Der Imbiss – Man muss jetzt kein Spezialist sein, um zu erkennen von welcher Nahrungsmittel Kette, das umgedrehte M, also W, abgeleitet wurde. Aber man sucht hier vergebens belegte Buletten Brötchen. Der selbsternannte Indo-Mexi-Cali-Ital-Deli bietet neben üppigen Ayurveda-Platten und feinstem gegrillten Lachsgerichten Wraps, Salate und Naan-Pizzas für günstiges Geld an. Der gelangweilte Gaumen darf sich über ausgefallene Naan-Pizza-Beläge freuen. Ich mein, Pizza aus Naan Brot ist ja schon ausgefallen.
Meine Empfehlung: TAPENADE Naan Pizza mit Olivenpaste, Rucola, Parmesan, getrockneten Tomaten (8,- €)
Der Hahn ist tot – …es gibt kein Brot. Aber dafür ein Vier-Gänge-Menü für 24,- €. Exklusive Getränke versteht sich natürlich bei dem Preis. Aber wie machen die das? Nein, das Essen schmeckt nicht scheiße und die Qualität lässt auch nicht zu wünschen übrig. Es sind die Kleinigkeiten und eine gute Kalkulation, die den Preis ermöglichen. Gegessen wird in zwei Schichten.
Von 19.00 bis 21.00 Uhr und von 21.00 Uhr bis Ende. Die Vorspeise, meistens eine Suppe, holt man sich selbst. Sein Besteck behält man, das wird nicht bei jedem Gang abgeholt. Die Getränkepreise entsprechen dem gängigen Standard.
Meine Empfehlung: Das in der kalten Jahreszeit dreimal monatlich stattfindende Muschel-Menü (Preis unbekannt, unbedingt reservieren)
Vietnam Village – Huch, das Restaurant hat weder eine eigene Website noch eine FB-Site, auf die man verlinken kann, was ja für das Lokal spricht. Jedenfalls scheinen sie es nicht nötig zu haben. Dies kann ich nur bestätigen. Denn jedes mal, sei es Sommer oder Winter, ist das Lokal abends brechend voll. Aber zum Glück ist der Service dermaßen schnell, dass man nicht lange auf einen Tisch, auf eine Bestellung, ein Getränk, sein Gericht oder die Rechnung warten muss. Und wer jetzt glaubt, das kann gar nicht sein, dass in einem vietnamesischen „Schnell“-Restaurant das Essen schmecken kann, wird eines besseren belehrt. Ach ja, und preiswert ist es auch. Ein Abendessen zwischen 7,- und 9,- €, das auch satt macht, in einem Ambiente, das zum Verweilen einlädt, sucht man in manchen Teilen Deutschlands vergebens.
Meine Empfehlung: der erfrischende, frisch hergestellte Wassermelonensaft (3,- €)
Watt – Es war ein knisterndes Geräusch, das mich auf das Watt aufmerksam gemacht hat. Ein Monstrum an analogem Kinoprojektor hat einen Stummfilm auf die Hauswand projiziert. Dazu gab es live Klaviergeklimper. Eine traumhaft schöne Atmosphäre. Menschen saßen im Dunkeln an ihren Tischen. Es war eine laue Sommernacht und die Kerzen flackerten dezent auf den Tischen. Klingt jetzt etwas romantisch, war es auch. Leider hatte ich erst spät von dieser Veranstaltung erfahren, die auch nur zweimal im Jahr stattfindet. Aber man kann auch gerne unabhängig davon hingehen, insbesondere wenn man sich gerne unter Einheimische mischt, denn anscheinend ist dieses Lokal kein Tourie-Treffpunkt. Was ich jetzt nicht verstehe, denn schließlich hat das Augustiner vom Hahn die magische 3-Euro-Grenze nicht überschritten.
Meine Empfehlung: frisch gezapftes Augustiner Hell 0,5 l (3,- €)
Unser Café – Zu unserem Café gibt es viel zu erzählen, doch ich halte mich kurz. Und ich muss gestehen, ich bin mir gar nicht sicher, ob es überhaupt noch im Prenzlauer Berg liegt. Aber das ist jetzt auch egal, denn es ist ein Frühstücksladen und das den ganzen Tag und es bietet mein Lieblingsgebäck an, nämlich Pastel de Nata, das ich beim meinem Porto Aufenthalt lieben gelernt habe. Die Preise sind auch ganz ähnlich wie in Porto. Vom Café aus sieht man direkt in die angeschlossene, portugiesische Bäckerei, die für die süßen Schweinereien verantwortlich sind. Man bekommt den ganzen Tag Eggs Benedict, das meines Erachtens in jedem gut sortierten Frühstückslokal angeboten werden sollte, und Shakshouka. Wer nicht weiß, was das ist, kann es gerne digital nachschlagen.
Meine Empfehlung: Espresso und Pastel de Nata (2,- €)
Tommi’s Burger Joint – Burger sind sowas von 2010. Doch darauf kommt es nicht an. Viel wichtiger ist es, in der Burger-Schwemme gute Burger ohne viel Schnickschnack zu produzieren. Und da bist Du im Tommi’S Burger Joint ganz richtig. Ursprünglich kommen sie aus Island und dann habe ich festgestellt, dass TBJ auch in Kopenhagen im Meatpacking District gibt, was ja nur noch mehr für gute Burger spricht. Also wer einen einfachen, ehrlichen und sehr guten Burger auf die Hand haben will, der sollte die Isländer mal besuchen.
Meine Empfehlung: Burger, Fries & Beer Menu (11,90 €)